Johann Michael Böttcher, Unteroffizier (1813)


Bis 1945 war in der Kirche zu Altschlawe ein Eisernes Kreuz, 2. Klasse befestigt, welches aus der Zeit der Befreiungskriege 1813/14 gegen Frankreich stammte. Jedes Schulkind in Altschlawe wusste von seinem einstigen Träger zu berichten, dem Unteroffizier Johann Michael Böttcher und seiner "ruhmreichen" Tat.

Von dieser Tat, für die ihm diese Auszeichnung verliehen worden war, soll hier berichtet werden. Die Beschreibung beruht allerdings lediglich auf den mündlichen Erzählungen seiner Nachkommen bzw. ehemaliger Altschlawer Bewohner. Inwieweit die Einzelheiten historisch stichhaltig sind, kann an dieser Stelle (noch) nicht belegt werden.




Unterofffizier des 1. neumärk. Landwehr-
Infanterie-Regiments
(Quelle: www.grosser-generalstab.de)





Verleihungsurkunde des Eisernen Kreuzes vom April 1818
Johann Michael Böttcher wurde 1793 in Altschlawe geboren und am
15. Dezember desselben Jahres ebenfalls dort getauft. Er war der älteste Sohn seiner Eltern und somit der Hoferbe des väterlichen Bauernhofes.

Während des Erhebung gegen die seit 1806 andauernde napoleonische Fremdherrschaft in Preußen und der folgenden Befreiungskriege im Jahre 1813 trat Johann Michael Böttcher als Trommler in die Armee ein. Es ist nicht überliefert, wie es dazu kam, seit wann und bei welchen Kämpfen er teilnahm.

Nach den Erzählungen war jedoch sein Mut der alleinige Auslöser bei der Befreiung der Stadt Wittenberg im heutigen Sachsen-Anhalt gewesen. Ab dem 24./25. September 1813 hatte die preußische Armee mit der Befreiung der Festung Wittenberg begonnen. Inzwischen diente Johann Michael Böttcher als Unteroffizier im Inf.-Regt. Graf Schwerin (3. Pommersches) Nr. 14 (1813 gegründet). Er hatte sich nachts in das von den Franzosen besetzte Wittenberg geschlichen und den preußischen Angriffsmarsch getrommelt. Die Franzosen vermuteten einen feindlichen Angriff und verließen überrascht und kampflos die Stadt. Aufgrund seiner mutigen Tat wurde er im April 1818 mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Von dieser Tat zeugte das Eiserne Kreuz selbst, welches bis 1945 in der Kirche zu Altschlawe befestigt hing. Außerdem findet sich im Kirchenbuch von Altschlawe bei der Geburt seiner Tochter im Jahre 1836 hinter seinem Namen die Bemerkung des Pfarrers: "dem für seine Tapferkeit bei Wittenberg das Eiserne Kreuz verliehen wurde."

Johann Michael Böttcher kehrte später nach Altschlawe zurück, verzichtete aber zugunsten seines jüngeren Bruders Martin auf den elterlichen Hof. Im Jahre 1829 heiratete er und gründete eine Familie, aus der zwei Söhne und fünf Töchter hervorgingen. Nach der Beendigung seiner militärischen Laufbahn erhielt er zeitlebens eine angemessene Rente, die ihm und seiner Familie einen gewissen Wohlstand sicherte.

Das Sterbedatum von Johann Michael Böttcher ist unbekannt. Überliefert ist lediglich, dass er auf dem Invaliden-Friedhof in Berlin beigesetzt wurde.