Die Schule zu Altschlawe


Abgesehen von den Beschreibungen und Berichten ehemaliger Altschlawer Bewohner aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind über die Entstehung und Entwicklung der Landschule in Altschlawe derzeit nur wenige Informationen bekannt. Vermutlich lässt sich in naher Zukunft der Teil des bekannten Wissens noch erheblich erweitern. An dieser Stelle daher zunächst eine Zusammenfassung dessen, was heute überliefert ist.




Schulgebäude in Altschlawe
Vorne das Klassenzimmer. Hinter der Linde die Wohnung des Schulleiters


Bereits nach der Reformation waren in den meisten Kirchendörfern Pfarr- oder Kirchenschulen geschaffen worden, deren Unterricht sich am Sonntagnachmittag hauptsächlich auf Luthers Katechismus beschränkte. Dieser Unterricht wurde von Pastoren oder Küstern erteilt. Erst unter dem König Friedrich Wilhelm I. wurde die allgemeine Schulpflicht in Preußen erlassen. Aufgrund seiner Verordnung vom 28.09.1717 wurden die ersten Volksschulen in den Dörfern seines Landes gegründet. Ein Erlass von 1763 schrieb die Schulpflicht vom 5. Lebensjahr an vor.

Ob die Landschule in Altschlawe auf die Verordnung aus dem Jahre 1717 zurückgeht oder ob bereits zuvor eine schulische Einrichtung im Dorf existierte, ist unbekannt. Dies gilt ebenfalls für die Schulverhältnisse

Der Schulalltag wird sich dabei jedoch nicht von dem unterschieden haben, wie er in jener Zeit in den meisten Dörfern stattgefunden hat. Die Kinder besuchten vorrangig in den Wintermonaten oder an Sonntagen die Schule. Im Sommer bzw. an Werktagen war ihre Arbeitskraft auf den Feldern gefragt. Der Unterricht beschränkte sich auf das Lesen und Auswendiglernen von Katechismustexten und Bibelstellen, außerdem wurde Buchstabieren, Lesen, Schreiben und Rechnen betrieben. Vielfach wurde der Unterricht von Handwerkern erteilt, die den Klassenraum gleichzeitig als Arbeitsraum benutzten.

Neben den anfänglichen Schulverhältnissen sind ebenfalls auch die Namen und die Herkunft der ersten Schullehrer nicht überliefert.

Den ersten Hinweis auf einen Lehrer in Altschlawe liefern die Praestationstabellen aus dem Jahre 1748. Darin wird Joachim Karsten als Küster und somit auch als Lehrer erwähnt. Darüber hinaus wird in dieser Beschreibung bemerkt, dass bei ihm der alte Küster Johann Friedrich Meyer wohnte. Dieser könnte vermutlich sein Vorgänger und Schwiegervater gewesen sein. Joachim Karsten wird ferner im Jahre 1757 als Küster in Altschlawe erwähnt.

Über den im Jahre 1770 erwähnten Küster Hoffmeister finden sich nach dem heute bekannten Wissensstand keine weiteren Informationen.

Als nächster namentlich bekannter Lehrer in Altschlawe gilt Marten Witt, welcher im Jahre 1773 Küster zu Altschlawe gewesen ist. Dessen Ehefrau Cathrin Elisabeth Witt geb. Meyer wird als Taufpatin einer Tochter des Tagelöhners Peter Wetzel durch das Schlawer Kirchenbuch erwähnt. Dabei ist unklar, ob dieser Marten Witt ebenfalls aus Altschlawe stammte oder in einem anderen Ort geboren wurde. Ihm folgte der Küster Carl Friedrich Witt, welcher für den Zeitraum 1784/96 überliefert ist. Vielleicht war dieser ein Sohn des Küsters Marten Witt. Die Namen seiner Nachfolger sind unbekannt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird Wilhelm Papenfuß erwähnt. Dieser war bereits im Jahre 1837 als Küster und Lehrer zu Altschlawe genannt. Am 29.02.1852 wird Wilhelm Papenfuß zum letzten mal im Altschlawer Kirchenbuch als Taufpate erwähnt und dabei als "Küster und Lehrer hierselbst" bezeichnet.

Im Jahre 1812 wurde in Preußen die Bildung von Schulvorständen für die Landschulen angeordnet. Der einzige bekannte Schulvorsteher war der Bauer Martin Nehring. Er wird durch das Altschlawer Kirchenbuch bei der Geburt seines Sohnes als "Bauer und Schulvorsteher" genannt.

Bezüglich der Altschlawer Lehrer weist das 19. Jahrhundert viele Lücken auf. Es ist unbekannt, wer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Altschlawe unterrichtete. Laut einer Beurkundung wird im Jahre 1876 ein Lehrer Klingbeil in Altschlawe erwähnt. Erst mit der Jahrhundertwende verdichten sich die Kenntnisse über die Schulmeister in Altschlawe.

Die lückenlose Chronik der Altschlawe Dorfschullehrer beginnt etwa 1890 mit der Lehrer Albert Hermann Heinrich Horn. Dieser stammte aus Stojentin, Kreis Stolp, wo er etwa um das Jahr 1850 geboren wurde. Vermutlich war er der direkte Nachfolger des Lehrers Klingbeil im Amte des Hauptlehrers in Altschlawe. Im Jahr 1899 wird er ebenfalls als Standesbeamter zu Altschlawe genannt. Bis zu seinem Tode im Jahre 1909 war Albert Hermann Heinrich Horn Hauptlehrer in Altschlawe.

Sein direkter Nachfolge als Hauptlehrer in Altschlawe trat der Lehrer Hermann Papenfuß aus Pustamin, Kreis Schlawe im Jahre 1909 an. Im Mai 1933 verstarb dieser und der Lehrer Alfons Jacksch wurde Hauptlehrer und Schulleiter. Alfons Jacksch war zwischen 1933 und 1936 Hauptlehrer in Altschlawe. Als letzter Hauptlehrer in Altschlawe trat Alfred Schimmel am 01.10.1936 seine Tätigkeit in Altschlawe an. Er wurde am 04.04.1892 in Dörsenthin, Kreis Schlawe geboren.

Die Landschule Altschlawe bestand zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus zwei Schulgebäude mit drei Klassenzimmern und drei Lehrerwohnungen. Über den Zustand und die Beschaffenheit der beiden Altschlawer Schulgebäude, seiner Klassenräume und Wohnungen gibt ein Schulbogen aus dem Jahre 1937 Auskunft, der sich in dem Nachlass des letzten Hauptlehrers Alfred Schimmel befand. Außerdem werden darin auf die Lage und Aufteilungen der drei Lehrerwohnungen beschrieben.

Im Hauptgebäude befand sich neben den Räumen der Schulklassen auch die Wohnung der jeweiligen Hauptlehrer Albert Horn, Hermann Papenfuß, Alfons Jacksch und Alfred Schimmel. Diese Wohnung befand sich im hinteren Teil des Hauses und bestand aus vier heizbaren Zimmern, einer Kammer und einer Küche. Die Klassenräume lagen der Straße zugerichtet. Im Nebengebäude war im Erdgeschoss die Wohnung des jeweiligen 2. Lehrers untergebracht. Im Dachgeschoss hatten die jeweiligen 3. Lehrer ihre Wohnung.

Die Volksschule zu Altschlawe bestand aus 4 Schulklassen, jeweils zwei Jahrgänge gehörten zu einer Klasse, durchschnittlich etwa 40 Kinder. Es gab drei Klassenräume in dem Hauptgebäude. Im Schulbogen von 1937 umfassen diese Klassenräume 35 qm bzw. zweimal 54 qm. Die Größe des Schulhofes wird mit 3,52 a, also 352 qm angegeben. In der Schulbücherei befanden sich 31, nicht näher beschrieben Bände.

Den Unterricht bestritten drei festeingestellte Lehrer. Da die Schule zu Altschlawe der Kirche gehörte, musste der jeweilige Hauptlehrer gleichzeitig auch der Kirchenorganist sein. Von daher ist auch die räumliche Nähe der Schulgebäude zur Dorfkirche kein Zufall. Die enge Verflechtung zwischen Kirche und Dorfschule liegt natürlich historisch begründet. Gingen doch die Schulen einst als Einrichtung der Kirche hervor. Dennoch gibt der Schulbogen aus dem Jahre 1937 darüber Auskunft, dass zu dieser Zeit keine der Lehrerstellen "mit dem Kirchenamte organisch verbunden" war. Dies war in der Mitte des 19. Jahrhundert noch ganz anders, als Wilhelm Papenfuß zugleich Küster und Lehrer zu Altschlawe war.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besuchten die Altschlawer Kinder acht Jahre lang die Volksschule. Nur selten ging ein Kind nicht in Altschlawe zur Schule, sondern in Schlawe auf das Gymnasium. Neben den Altschlawer Kindern besuchten auch die Kinder aus Deutsch Rode sowie der Freetzer Mühle und Freetzer Ziegelei die Volksschule zu Altschlawe. Das Schuljahr begann und endete jeweils im Frühjahr, also im März oder April. Die Konfirmation am Palmsonntag vor Ostern stellte den Abschluss des Volkschulbesuches dar. Für die meisten Kinder begann danach offiziell das Arbeitsleben.