Die Kirche zu Altschlawe
Postkartenmotiv der Kirche zu Altschlawe um 1900
Die Kirche zu Altschlawe
Die Kirche zu Altschlawe ist - verständlicherweise - das älteste Gebäude im Dorf. Seine Entstehung geht bis in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Was an Fakten überliefert ist, ist an dieser Stelle beschrieben.
Daneben gibt es eine Reihe von Sagen und Legenden, die sich auf die Kirche zu Altschlawe beziehen.
Das Bildarchiv zur Kunst und Architektur in Deutschland verfügt im Rahmen seiner Sammlung über fünf Abbildungen der Altschlawer Kirche.
Die Kirche, im Jahre 1489 erstmals urkundlich erwähnt, ist eine dreischiffige von Ziegeln erbaute Hallenkirche mit polygonalem Schluss von der Breite der drei Schiffe und ohne Triumphbogen (3 Seiten des Achtecks), Strebepfeilern Gewölben, großem Westturm und Anbau auf der Südseite.
Die Schiffpfeiler haben kreuzförmigen Querschnitt, aber weder Sockel noch Kapitell; die Gewölbegrate mit Hohlkehlenprofil sitzen auf rohen Konsolen auf. Die Anordnung der Gewölbe des sämtlichen drei Schiffen vorgelagerten Chores ist geschickt und eigenartig. Die Fenster sind neu eingebrochen und von den ursprünglichen Reste nicht mehr vorhanden. Das Mittelschiff ist mit der Turmhalle durch eine große Bogenöffnung verbunden.
Der Westeingang zum Turme ist spitzbogig überwölbt mit rechtwinklig abgesetztem Gewände. Die Außenflächen des Turmes sind durch auffallend lange Flachbogenblenden gegliedert; der alte Giebel desselben ist nur auf der Ostseite erhalten und mit Spitzbogenblenden versehen. Der Westgiebel des Turmes ist erneuert. Die spärlichen Durchbrechungen der Umfassungen, welche sich nach Innen erweitern, lassen auf Benutzung des Turmes zu Verteidigungszwecken schließen.
Das Hauptgesims der Kirche ist stark verputzt und besteht aus mehreren übereinander angeordneten Hohlkehlen, unter welchen sich ein vertiefter Putzfries entlang zieht; die Strebepfeiler sind teilweise erneuert. Alte Dachspuren am Turme deuten auf Beseitigung des alten Daches.
Der Anbau auf der Südseite ist nicht, oder nicht mehr gewölbt; doch sind Schildbogenansätze vorhanden. Die Tür zum Anbau ist nicht ursprünglich.
Als Bauzeit der Kirche ist etwa der Beginn des 15. Jahrhunderts anzusetzen. Die einfachen Formen des Gebäudes passen nicht recht zu der entwickelten dreischiffigen Grundrissanordnung, die auf eine Zeit hinweist, in welcher der Ort noch eine gewisse Bedeutung besaß, also die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Der gemauerte Altar besitzt einen dreiteiligen Renaissanceaufbau von geringen Wert. Das Mittelstück scheint der Schrein eines gothischen Flügelaltars zu sein, welcher im 17. Jahrhundert zu seiner jetzigen Gestalt umgebaut worden ist. In der Predella befindet sich ein Ölgemälde, das Abendmahl darstellend; im Mittelteile sind moderne Gipsfiguren aufgestellt, im oberen Teile die Auferstehung.
Der Taufstein, aus Granit gearbeitet, von einfacher kelchförmiger Gestalt, ist zweifellos mittelalterlich und aus gothischer Zeit. Der schmucklose Kelch stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Zwei Altarleuchter aus Rothguss in einfachen gothischen Formen, ruhen auf Tierfiguren. Eine messingene Taufschüssel mit Reliefdarstellung der Verkündigung Mariae enthält neben roh eingeschlagenen Verzierungen eine Widmungsinschrift aus dem Jahre 1697. An der Wand ist ein Epitaph aus dem Jahre 1696 mit dem Bildnis des Joachim Lieze und seiner Frau angebracht.
Die vorhandenen beiden Glocken sind mittelalterlich. Während die erste weder Inschrift noch Verzierung besitzt, trägt der Mantel der zweiten mehrere kleine Figuren sowie ein Wappenschild mit Ochsenkopf.
Außerdem in schönen, vollen Buchstaben des 15. Jahrhunderts die Umschrift:
O Her glorie Criste veni cum pace.
Die Namen der in Altschlawe wirkenden evangelischen Pfarrer seien nachfolgend in chronologischer Reihenfolge angegeben:
Name | in Altschlawe gewirkt |
Matthias Lübbecke | um 1568 |
Matthias Venzcke | bis 1594
|
Johann Hilzimer | 1595 - 1606
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Martin Miscius/Miscke | seit 1606
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Henning Schuzius | 1656 - 1673
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Georg Nazius | 1674 - 1704
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Andreas Wilde | 1705 - 1722
|
Michael Johann Vaternahm | 1723 - 1728
|
Johann Ehrenreich Linck | 1729 - 1751
|
Jakob Lorenz Fabricius | 1752 - 1804
|
Franz Ferdinand Mansuetus Buchholz | 1805 - 1845
|
Otto Julius Eduard Dennert | 1846 - 1850
|
Ernst Ludwig Ferdinand Dreist | 1851 - 1864
|
Georg Albert Comolle | 1865 - 1904
|
Hugo Adolf Albert Kersten | 1904 - 1911?
|
Ernst Braun | 1911? - 1925
|
Paul Hollatz | 1925 - 1945 |
Über die Geistlichen in Altschlawe sind teilweise sehr ausführliche biografische Informationen bekannt, die zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle ergänzt werden sollen.
Die drei Personenstandsregister des Altschlawer Kirchenbuches (Geburten/Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle/Begräbnisse) begannen im Jahre 1656. Der größte Teil dieser Kirchenbuch-Dokumente hat die Zeit nicht überdauert und sind nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangen.
Zum Kirchspiel Altschlawe gehörten ferner die Gemeinden Freetz, Stemnitz, Wilhelmine und Deutschrode. Der Pfarrhof lag in Altschlawe. Bis 1836 bzw. 1868 wurden die Personenstandsfälle für Freetz, Stemnitz und Wilhelmine in den Altschlawer Kirchenbüchern vorgenommen. Danach wurden für diese Gemeinden eigenständige Kirchenbücher angelegt.