Die Burg Slawena


In Altschlawe befand sich vor vielen Jahrhunderten die Burg Slawena. Diese war für die gesamte Region von historischer Bedeutung und gab dem Dorf Altschlawe, der Stadt und dem Kreis Schlawe ihren Namen.




Altschlawe um 1780, Ausschnitt aus der Schmettau´schen Karte von Pommern


Schon frühzeitig (1187) tritt der Name Schlawe im Osten Pommerns bedeutungsvoll hervor. Natürlich war - und dies wird oft vergessen - bis zur Gründung der Stadt Schlawe im Jahre 1317 die Trägerin dieses Namens nicht die Stadt, sondern die alte Burg Slawena, die etwa vier Kilometer nördlich von der Stadt an der Wipper lag.

Wenn man in Altschlawe bei der Pfarre den Feldweg nach der Wipperbrücke hinuntergeht, so wird man dicht am linken Ufer des Flusses rechts vom Wege auf der Wiese eine grabenähnliche Vertiefung bemerken, die sich kreisförmig hinzieht, und früher einen Hügel, Worbel genannt, einschloss. Hier ist die Stelle, an welcher der Name Schlawe in unserer Gegend zu erst gehaftet hat, denn hier auf dem Worbel, von Ringgraben und Sumpf umgeben, lag die alte Wendenburg, der ihre Gründer einst den Namen Slawna bzw. Slawena, d. h. die Berühmte, die Ehrenburg gegeben haben (von slawna Ehre, Ruhm).

Und ruhmreich war die Burg in der Tat. Denn es war kein einfacher bedeutungsloser Rittersitz, sondern eine wichtige, machtvolle Fürstenburg, und ihre Besitzer, die mit alten Fürstenfamilien des Ostens vielfach aufs engste verschwägert waren, beherrschten von hier aus weithin das umliegende Gebiet, welches Land oder Fürstentum Schlawe genannt wurde und wahrscheinlich von der Persante bis zur Leba reichte.

Im Jahre 1187 wird die Burg Slawena erstmals urkundlich erwähnt, ihr damaliger Burgherr Wartislaus von Schlawe wird namentlich genannt. Dieser gehörte zu dem Geschlecht der Ratibor, den sogenannten Ratiboriden, die lange von der Burg Slawena aus den Osten Pommerns beherrschten. Sein Vater war der um 1156 verstorbene Ratibor I, der Stammherr des Geschlechts, der auf seiner Burg Slawena das Johanniterordenshaus gründete, das später, als die Stadt Schlawe entstanden war, hierher verlegt wurde.

Mit Ratibor II starb das Geschlecht der Ratiboriden auf Burg Slawena aus. Zwischen 1228 - 1236 nahm es, vielleicht durch Erbschaft, Swantepolk, Herzog von Pommerellen, in Besitz und behauptete es auch bis zu seinem Tode im Jahre 1266, obwohl die westpommerschen Fürsten mehrfache Versuche machten, es ihm zu entreißen. Nach Swantepolks Tode wechselte in der Folgezeit das Land Schlawe außerordentlich oft seinen Besitzer. Erst zwischen 1306 - 1317 war es einem ostpommerschen Adligen, namens Swenzo, gelungen, sich mit geschickter, staatskluger Ausnutzung der Umstände, einen umfangreichen, fürstlichen Grundbesitz und eine fast unabhängige Stellung im Lande zu erringen. Er nannte sich Palatin von Danzig und Stolp, und herrschte über einen Besitz, zu dem die Burgen Schlawe, Rügenwalde, Pollnow, Tuchel und Neuenburg an der Weichsel gehörten. Seine drei Söhne, die Swenzonen, werden meist nach ihren Stammsitzen gewöhnlich Jasko von Schlawe, Lorenz von Rügenwalde und Peter von Neuenburg genannt. Von ihnen wurde bekanntlich im Jahre 1317 die Stadt Schlawe gegründet, die zum Unterschied von der Burg und dem Dorf Schlawe anfangs Neu-Schlawe hieß. Damit hatte der Name Schlawe einen neuen Inhalt bekommen. Schon bald nach der Gründung (nach 1318; das genaue Jahr der Urkunde steht nicht fest) wird die Stadt kurz Schlawe (civitas Slawne) genannt, und für die Burg und das dabei gelegene Dorf kam infolgedessen mit der Zeit der Name Alt-Schlawe auf, ein Gebrauch, der heute noch fortbesteht.

Heute ist die alte Burg Slawena vollständig verschwunden. Versunken und vergessen sind die Zeiten einstiger Macht des Greifengeschlechts und der Ritterorden in Altschlawe. Selbst der flache Hügel, der einmal die Wasserburg trug und im Volksmunde Worbel oder Borbel hieß, ist in den 1880er Jahren zur Erhöhung der umliegenden Wiesen und Äcker bis auf den letzten Rest abgefahren. Die Burgerhebung, der Wall und der Ringgraben wurden Ende des 19. Jahrhunderts eingeebnet. Einige Unebenheiten wurden noch in den 19 30er Jahren Jahrhunderts abgetragen.

Ein trauriges Geschick, das diesem wichtigen Denkmal pommerschen Geschichte zu teil geworden ist in einer Zeit wo Sinn und Verständnis für pommersche Vorzeit und Heimatkunde leider noch gar nicht entwickelt war. Im Jahre 1825 war der Worbel noch ziemlich erhalten, der Burgwall noch vorhanden, doch bereits beschädigt. Es wurde alljährlich Erde von ihm weggegraben und zur Erhöhung des in der Nähe gelegenen Ackers benutzt, nur der mittlere Raum war noch wenig untersucht. An verschiedenen Erdschichten konnte man zu jener Zeit noch erkennen, dass da zu wiederholten Malen Gebäude verfallen und neue wieder gebaut sein müssten. Man finde in verschiedenen Tiefen Düngerlagen, darauf wieder Lagen von Holz und Steinen, untermischt mit Knochen, Zähnen, Scherben, ganz wie auf heidnischen Begräbnisplätzen, zuweilen auch zerfressenem Eisen. An der Nordseite des Burgwalles sind früher ein altes Schwert und ein paar sehr große Hirschgeweihe ausgegraben worden, die auf dem Rathause in Schlawe verwahrt werden. Im Jahre 1825 wurden unter oder an dem Burgwall verschiedene Münzen, Brakteaten, gefunden, von denen ein Stück in den Besitz der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde gekommen ist.